In einer Welt, die zunehmend von harten wirtschaftlichen Faktoren im Sinne der Produktivität und Gewinnmaximierung geprägt ist, kann leicht die Bedeutung von weichen Faktoren übersehen werden. Weiche Faktoren, wie etwa die Lebensqualität, soziale Bindungen und kulturelle Vielfalt, sind jedoch von entscheidender Bedeutung für das Wohl der Gesellschaft und haben unmittelbare Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung.
In diesem Blogbeitrag werden wir uns mit der beeindruckenden Kraft von Kunst- und Kulturangeboten befassen und wie sie weiche Wirtschaftsfaktoren stärken können.
...eine wesentliche Rolle bei der Schaffung und Bewahrung der kulturellen Identität einer Gemeinschaft. Durch Ausstellungen, Festivals, Konzerte und andere künstlerische Veranstaltungen können Menschen ihre gemeinsamen Werte und Traditionen feiern. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl, was wiederum zu einem stärkeren sozialen Zusammenhalt führt. Eine Gemeinschaft mit einer starken Identität und engen sozialen Bindungen hat ein größeres Potenzial für kooperative Unternehmungen und die Entwicklung lokaler Wirtschaftszweige.
... einen erheblichen Einfluss auf den Tourismussektor und die kreative Wirtschaft. Touristen aus aller Welt ziehen es vor, Orte zu besuchen, die für ihre kulturelle Vitalität und künstlerische Szene bekannt sind. Dies schafft Arbeitsplätze im Gastgewerbe, in der Gastronomie, im Transportwesen sowie in der Unterhaltungsbranche und kreiert somit kollateral-wirtschaftliche Mehrwerte. Darüber hinaus zieht eine blühende kreative Szene talentierte Künstler:innen, Designer:innen und Kulturschaffende an, die Innovationen mit in die Stadt bringen und neue Arbeitsplätze schaffen. Regelmäßige Kunst- und Kulturangebote bilden eine wichtige Säule der Stadtentwicklung und führen zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung beitragen.
... die Bildung und das kritische Denken. Künstlerische Ausdrucksformen inspirieren Menschen dazu, ihre Vorstellungskraft zu nutzen und neue Perspektiven einzunehmen. Kunstwerke und kulturelle Veranstaltungen bieten eine neutrale Plattform für Dialoge und Diskussionen über wichtige gesellschaftliche Themen. Dies trägt zur Bildung einer informierten und aufgeklärten Bürgerschaft bei, die in der Lage ist, komplexe Probleme anzugehen und innovative Lösungen zu finden. Eine Gesellschaft, die Kreativität und kritisches Denken fördert, hat ein größeres Potenzial für wirtschaftliches Wachstum und Innovation.
Die hier dargelegten Fakten sind mittlerweile allseits bekannt. Dennoch bleiben künstlerische und kulturelle Aktivitäten von Wirtschafts-getriebenen Unternehmungen weiterhin nur ein Randaspekt, der eher als 'soziale Tat' und weniger als 'unternehmerische Weitsicht' gewertet wird. Dass dieser Ansatz zu kurz greift, ist anhand von etlichen, konkreten Beispielen abzulesen. Der Bülow-Kiez in Berlin-Schöneberg beispielsweise hat durch die Implementierung des Urban Art Museums „Urban Nation" in nicht einmal einem Jahrzehnt einen gewaltigen Aufschwung erlebt, der sich heute nicht allein in den Mieten, sondern auch in den Geschäften, den gepflegten Straßenzügen und dem erweiterten, soziokulturellen Angebot durch gut etablierte Nachbarschaftszentren, Jugendclubs und Sportvereinen widerspiegelt. Die „Maltfabrikken" im beschaulichen Ebeltoft haben einer gesamten Region einen existenzbegründenden Wirtschaftszweig samt flurierendem Tourismus beschert, bei dem mittlerweile jährlich 500.000 Gäste pro Jahr in die 7.000 Einwohner:innen zählende Stadt strömen. Um noch eine Schippe draufzulegen: auf der norwegischen Insel Utsira vor Haugesund mit ihren 200 Einwohner:innen ankern mittlerweile Kreuzfahrtschiffe, um die von Künstler:innen gestaltete Insel mit eigenen Augen bewundern zu können.
Kunst & Kultur als Wirtschaftsfaktor ist nicht neu. Ihre wirtschaftliche Kraft, wenn auch heutzutage immer noch als 'weiche Wirtschaftsfaktoren' betitelt, ist unwiderlegbar. Wenn es uns gelingt, diese Kraft im Kontext unserer Wirtschaft messbar zu machen (und das gelingt uns in Teilen bereits heute, denkt man an Stichworte wie 'Fußgängerfrequenz-Messung' oder 'Handydaten-Auswertungen'), erreichen wir einen Meilenstein in unserer Geschichte der europäischen Kunst & Kultur, denn dann werden sich neuerliche Märkte öffnen und wo ein Markt ist, wird investiert - genau das braucht unsere Kunstlandschaft, um tatsächlich nachhaltig agieren und unsere Gesellschaft effizient bereichern zu können.