Einladungsstrategien für lebendige Bürgerforen – Quantitativ vs. Qualitativ

Breit gefächert oder tief geschürft? Einladungsstrategien für lebendige Bürgerforen

Wer eingeladen wird, ist schon immer eine Frage des sozialen Zusammenhalts gewesen – ob zu Geburtstagsfeiern, zu feierlichen Anlässen, zu Netzwerkevents oder eben auch zu Beteiligungsformaten wie einem Bürgerforum.

Bei der Organisation von Bürgerforen ist die Auswahl der richtigen Einladungs- und Auswahlstrategie entscheidend für den Erfolg der Veranstaltung. Je nachdem, welche Ziele das spezifische Bürgerforum verfolgt, wird unterschiedlich eingeladen und damit auch der Verlauf und die Ergebnisse des Bürgerforums beeinflusst. Man kann zwischen zwei strategischen Vorgehensweisen unterscheiden: die quantitative und die qualitative Einladung. Beide haben ihre Vorzüge und können je nach Bedarf flexibel eingesetzt werden.

Quantitative Strategie: Ein inklusiver Ansatz für den Standort

Grundprinzipien

Die quantitative Einladung zielt darauf ab, ein breites Spektrum an Teilnehmenden zu erreichen, indem offen und ohne Vorauswahl eingeladen wird. Dieser Ansatz ermöglicht es, eine Vielfalt von Perspektiven und Meinungen einzufangen, was für eine umfassende Diskussion förderlich ist. Dieser Ansatz eignet sich vor allem, um Meinungsbilder von direkt betroffenen Bürger:innen einer Maßnahme einzufangen und gewinnbringend umzusetzen.

Umsetzung

Offene Einladungspolitik: Diese Methode nutzt diverse Kommunikationskanäle, um eine weitreichende Einladung zu gewährleisten. Ob über diverse Newsletter, Radiowerbung oder die altbekannten Flyer in den Schaufenstern der Nachbarschaft.

Verzicht auf Vorauswahl: Die Offenheit des Verfahrens lädt jeden Interessierten ein, beizutragen, und fördert somit eine umfangreiche Bürgerbeteiligung. Bezeichnend für die offene Einladung ist, auch spontan Interessierte miteinbeziehen zu können, da ohne eine Vorauswahl eine besonders gute Barrierefreiheit der Teilnahme ermöglicht wird. Diese kann mit oder ohne Anmeldung erfolgen, ermöglicht aber prinzipiell die Teilnahme für alle Interessierten.

Generierung eines breiten Meinungsbildes: Das Ziel ist es, ein allgemeines Verständnis der Gemeinschaftsansichten zu erlangen über die Masse an Personen, die zum Bürgerforum kommen und sich beteiligen. Repräsentativität entsteht hier über die Anzahl an Teilnehmenden und bezieht sich bei standortbezogenen Fragen – wie die Gestaltung einer Nachbarschaft – auf die Repräsentation der Belange der tatsächlich betroffenen Personen.

Ideal für Themen mit einem breiten Interessensbereich, bei denen es wertvoll ist, einen Überblick über die Meinungen einer größeren Bevölkerungsgruppe zu erhalten.

Standortbezogene Maßnahmen, bei denen ein überregionales Interesse besteht, die aber konkrete Auswirkungen auf eine Nachbarschaft haben.

Beispielsweise Gestaltung einer Nachbarschaft, Bauvorhaben, Leerstand.

Qualitative Strategie: Tiefe durch gezielte Auswahl

Grundprinzipien

Die qualitative Einladungsstrategie konzentriert sich auf die Einladung von Personen, die durch die Auswahl eine Repräsentation der gesellschaftlichen Vielfalt darstellen sollen. Dieser Ansatz ermöglicht es, mit relativ wenigen Personen möglichst viele gesellschaftliche Perspektiven abzubilden und in die Diskussionen und Ergebnisse einzubringen.

Umsetzung

Selektive Einladungsverfahren: Es werden gezielt Individuen angesprochen, deren Beiträge einen hohen Mehrwert für das Forum versprechen.

Auswahlprozess: Die Arbeitsgruppen werden durch die Anmeldung bereits festgelegt und ermöglichen, dass es kein Übergewicht einer gesellschaftlichen Perspektive auf ein Thema gibt. Es kann bspw. unterschieden werden zwischen Geschlecht, Alter, Bildung, Wohnort, Herkunft etc.

Förderung von qualitativem Dialog: Dieser Weg begünstigt ein offenes Gespräch verschiedener gesellschaftlicher Perspektiven und daraus entstehender Lösungen.

Ideal für

...Spezifische Fragestellungen oder die Entwicklung von Lösungsansätzen, bei denen ein nuancierteres Verständnis erforderlich ist.

...Besonders geeignet für politische Inhalte und gesellschaftliche Debatten.

Fazit: Flexibilität für erfolgreiche Bürgerbeteiligung

Die Wahl zwischen einer quantitativen und qualitativen Strategie hängt von den Zielen und dem Kontext des jeweiligen Bürgerforums ab. Während die quantitative Methode breite Beteiligung und das Gefühl, mit den eigenen Belangen gehört zu werden, fördert, ermöglicht der qualitative Ansatz vielschichtige Einblicke in gesellschaftliche Themen. Beide Strategien haben ihre Berechtigung und können, abhängig von der Situation, sowohl eigenständig als auch in Kombination genutzt werden, um die Effektivität von Bürgerforen zu maximieren.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Anpassungsfähigkeit und der bewussten Auswahl der Einladungs- und Auswahlmethoden, um sowohl eine breite als auch tiefe Bürgerbeteiligung zu erreichen. Dieser ausgewogene Ansatz trägt dazu bei, die Brücke zwischen Bürger:innen und Entscheidungsträger:innen zu stärken und gemeinsam an der Gestaltung der Zukunft zu arbeiten.